Impressionen

Gnadenlos gespenstisch: „In Auschwitz gab es keine Vögel“

Evangelische Kirche Klingelbach/VG Aar-Einrich, 24. Oktober 2020.

Berührende Konzert-Lesung mit Monika Held und Gregor Praml
Ein Abend voller Gänsehaut: Sie begann mit der Lesung und dem Originalton des Protagonisten Hermann Reineck aus dem Buch von Monika Held „Der Schrecken verliert sich vor Ort“, und wich nicht mehr, bis der letzte Ton verklungen war: „In Auschwitz gab es keine Vögel. Ich weiß nicht, was die Vögel aus Auschwitz vertrieben hat. Vögel gibt es überall, ich habe genau aufgepasst und hingehört, es war dort gespenstisch ruhig.“ Die Besucher in der Kirche waren ergriffen von der  Lesung aus dem Buch von Monika Held, die mit ihrer Geschichte Erlebtes und Erlittenes weitergeben will: „… gegen die Grenzen der Vorstellungskraft und verbunden mit der Absicht, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in unserem Land zu bekämpfen.“

Der Kontrabassist Gregor Praml und die Autorin Monika Held erzählen diese Geschichte gemeinsam: Praml kreiert mit seinem Instrument einen Klangkosmos zum Thema „Erinnern, um nicht zu vergessen“: Der Bass groovt, singt und klagt und seine Klanglandschaften klingen nach einem ganzen Orchester. Durch die Konzertlesung ziehen sich die sehr persönlichen und berührenden O-Töne des Zeitzeugen, aus dessen Überlebensgeschichte der Roman entstand. Eine besondere Idee des   Filmkomponisten und Weltmusikers Matthias Frey, der auch künstlerischer Leiter des Kulturprogramms Dialog Aar-Einrich ist, im Vorfeld auf die Stolperstein-Verlegung in der Verbandsgemeinde Aar-Einrich hinzuweisen. Der Arbeitskreis Stolpersteine stellte die Veranstaltung vor und verlas dazu mehrere Biografien von Menschen aus der Region, die während des NS-Regimes ermordet wurden.

Gefördert wurde die Konzert-Lesung im Rahmen des Kulturprogramms Dialog Aar-Einrich durch die LEADER AG Lahn-Taunus, von der Europäischen Union (ELER-Mittel) und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz.

Monika Held und Gregor Praml haben ein besonderes Angebot für Schulen entwickelt:

Wegen der Corona-Pandemie mussten viele Veranstaltungen abgesagt werden. Darum haben Held und Praml mit dem Filmemacher Mathias Hundt eine filmische Umsetzung der Konzert-Lesung produziert. Der Film folgt der Ursprungsidee, eine Lesung mit Live-Musik zu verknüpfen, die nicht nur Begleiter, sondern selbst zum Erzähler wird. Hundt arbeitet mit nur einer Kamera, die den Zuschauer durch die Geschichte führt. Sie ermöglicht es, nah bei den Protagonisten zu sein. Der Film wird kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Künstler vergeben ein Passwort. Kontakt: Gregor Praml: info@gregorpraml.de 0171–4535321

Weitere Informationen zur Konzertlesung

Link zum Trailer des Films „In Auschwitz gab es keine Vögel“

Autorin Monika Held und der Kontrabassist Gregor Praml sind selbst zu Erzählenden geworden, um das Vergessen der NS-Gräueltaten zu verhindern. Foto: Uschi Weidner