Impressionen

Michael Hatzius und die Echse überzeugten in der Stadthalle

Katzenelnbogen, 19. Juni 2021

Mit einem prominenten Puppenspieler startete das Kulturprogramm Dialog Aar-Einrich endlich in die Bühnensaison 2021: Michael Hatzius kam samt Echse und einigen andere puppigen Freunden in die Stadthalle Katzenelnbogen. Sein Programm „Echsoterik“ bot dem Publikum zynischen Humor, spitzzüngigen Wortwitz und natürlich Puppentheater vom Feinsten. „Die Echse“, das weise, grummelige Reptil, das die Evolution nach eigener Aussage hautnah miterlebt hat, ist – nicht nur – durch viele Fernsehauftritte bekannt für seine unangepassten und oftmals so gar nicht zeitgemäßen Ansichten und Lebensweisheiten.

Bevor die Echsoterik zum Zuge kam, hieß der künstlerische Leiter des Dialogs Aar-Einrich Matthias Frey die Gäste willkommen, die sich – natürlich mit Abstand und Hygienekonzept – riesig freuten, dass das Programm nach mehrmaliger coronabedingter Absage nun stattfinden konnte.

Als „Aufwärmer“ sorgten die Schweine Steffi – ziemlich grob und uncharmant – und Thorsten – zum Verlieben unsicher und überdreht – für Stimmung. Das Publikum machte dankbar mit, sang, klatschte, schnalzte mit den ungleichen Ringelschwanzträgern um die Wette und bereitete so den Boden für den Haupt-Act: Michael Hatzius erweckte seine Echse gewohnt souverän und so überzeugend zum Leben, dass man ihn, obwohl stets zu sehen hervorragend ausblenden konnte. Die Illusion des rotzfrechen, fatalistisch meckernden Reptils gelang vom ersten Moment an perfekt.

Natürlich wurde Katzenelnbogen dabei ebenso durch den Kakao gezogen – „immerhin: Ihr habt hier eine Straße und die kann man auf beiden Seiten hoch- und wieder runtergehen“ wie die Zuschauer, die die Echse schnodderig-sympathisch und häufig einbezog: „Aus Mittelfischbach kommst du? Muss ja ein sehr bedeutender Ort sein, wenn Ihr Euch gedacht habt, dass man den einfach mal dreiteilen kann.“

Dialekte wurden verbal zerbröselt: „Der Schwabe hat eine Konsonantenbehinderung – geht da bei den Püppis was, wenn einer sagt ‚isch hab Luschd‘?“, regionale Ausdrücke wurden überzeugend falsch analysiert: „Eeeebsch, ja, das wird wohl eine Ebene sein, die schräg ist – daraus wird dann eeeebsch. Ist doch logisch!“

Vegetarismus lehnte das großmäulige Reptil aus evolutionärer Ernährungserfahrung ab: „Wir verkleiden eine Gurke nicht als Schwein!“, ebenso wie das Angebot, Papst zu werden: „Warum sollte ich mein eigener Stellvertreter sein?“

Die Zuschauerinnen und Zuschauer waren begeistert: Endlich hatten sie mal wieder einen Abend lang die Gelegenheit, sich entführen zu lassen in eine Welt der Illusion – und das keineswegs „albern und konzeptlos“, wie die Echse höchstpersönlich die Idee des Puppentheaters nannte. Der ausgezeichnete Puppenspieler Michael Hatzius beschenkte das Publikum an diesem Abend mit viel mehr als nur ein wenig Unterhaltung: Er sorgte für das Gefühl von Normalität, ließ die Menschen emotional durchatmen und pustete ihre Seelen mit Ironie, intelligentem Witz und einer gelungenen Gratwanderung zur politischen Unkorrektheit gehörig durch. Die angekündigte „humorvollen Audienz mit offenem Herzen und großer Klappe voller echsquisiter Improvisationen“ war eine durch und durch gelungene Rückkehr in das kulturelle Leben mit dem Dialog Aar-Einrich.

Gefördert wurde die Veranstaltung durch die LEADER AG Lahn-Taunus, von der Europäischen Union (ELER-Mittel) und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz.