Eine Bank aus alten Skiern, ein Tisch aus VHS-Cassetten, Kunst aus Korken, Frankenstein aus Pappmaché, Lampen aus historischen Telefonen, Handtaschen aus Schallplatten: Der Einfallsreichtum mit dem Ziel, alten Dingen neues Leben einzuhauchen, war schier grenzenlos. So kreative Ideen, ganz viel Fantasie, handwerkliches Geschick und Liebe zum Detail – die BesucherInnen waren begeistert und suchten gern das Gespräch mit den AustellerInnen an den Ständen, die kommunikativ und um keine Antwort verlegen waren sowie viele hilfreiche Tipps gaben. Gern berichteten sie über den Sinn des Repair-Cafés, das Mehrgenerationenhaus, Möglichkeiten, Lebensmittel zu retten oder aus alten Verpackungen praktische Aufbewahrungsdosen zu machen. Bei der ersten Upcycling-Ausstellung der Verbandsgemeinde Aar-Einrich standen Nachhaltigkeit, Umweltschutz, regenerative Energien und Wiederverwertung im Vordergrund. Die Organisatoren hofften im Vorfeld, dass viele Menschen in der Region richtig kreativ werden für ein aktives Statement gegen die Wegwerfgesellschaft.
Stefanie Schäfer aus Armsheim erklärte, wie sie aus alten Spirituosen, Wein- und anderen Flaschen im 800 Grad heißen Ofen das Material für flache Uhren herstellte. Auch Obstschalen und andere Utensilien entstehen so, anstatt das Altglas in Containern zu entsorgen.
Volker Karnstedt, der sein Arbeitsleben lang bei der Post bzw. Telekom gearbeitet hatte, kann die Finger bis heute nicht von Telefonen lassen. Er verwandelt richtig alte Telefone, die sonst gern nur dekorativ auf Fenstersimsen stehen, mit viel handwerklichem Geschick in Tischlampen: Durch Kupferrohr im ehemaligen Kabel „schweben“ die Hörer in der Luft und verbreiten von der Lauschmuschel, die zur Leuchtmittelhalterung umgebaut wurde, heimeliges Licht.
Auch „Opa Schmidt“, der eigentlich als Cicerone im Limekastell Pohl aktiv ist, präsentierte, was aus Liebe zu den Enkeln und Liebe zum Upcyceln alles entstehen kann. „Weil ich so oft für meine Enkel was repariert habe, entstand meine Idee, das Ganze ,Opa macht ganz‘ zu nennen“, berichtete er. Aus Pappmaché entstehen bei ihm Figuren mit umwerfendem Gesichtsausdruck, Körperhaltung, und aus den Pappmaché-Resten dann einfach Geschenkanhänger „anstelle der üblichen Schleifen“, wie der sympathische Herr erzählte.
Die Besucherinnen und Besucher genossen es, sich umzuschauen, Anregungen zu holen, das ein oder andere Unikat zu kaufen oder auch der Musik zu lauschen, denn: Untermalt wurde die Veranstaltung von ganz unterschiedlichen MusikerInnen, die sich auf der offenen Bühne und somit „Mitten unter uns“ präsentierten. Diese Aktion ist gleichzeitig ein weiteres Angebot, das durch das Kulturprogramm Dialog Aar-Einrich entstand, bisher aber coronabedingt immer wieder verschoben werden musste
Matthias Frey und Marina Wolf, die beiden OrganisatorInnen waren begeistert von der Resonanz auf die erste Upcycling-Ausstellung, die in zwei Jahren erneut stattfinden soll.
Gefördert wurde die Veranstaltung durch die LEADER AG Lahn-Taunus, von der Europäischen Union (ELER-Mittel) und dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz.